Programm
Konzerte
LES TRUCS / MÉLODIE MELAK + BRIAN KIEL / BELTERSHIP / BENNY HOFER / STEFFI WEISMANN /
BÉLAMŰHELY / IOANA VREME MOSER/
ATONOR / PIERRE BASTIEN /
Les Trucs
Les Trucs sind 4 Arme und eine Menge elektronischer Gerätschaft. Halb Fleisch, halb Draht. Halb Experiment, halb Pop. In seinen energiegeladenen Konzerten erschafft das Duo aus Frankfurt a/M, immer aus der Mitte des Raumes heraus agierend, ein Szenario aus Komposition und Affekt, aus Geräusch, Rhythmus und Gesang. 2008 als reines Bandprojekt gestartet, bearbeiten Charlotte Simon und Toben Piel unter dem Namen Les Trucs seither die Schnittstelle von musikalischem Happening und theatraler Inszenierung. Ob mit Klangkonzepten für urbane Orte, Kompositionen für einen sich bewegenden Zettelchor, oder eigenen abendfüllenden Musiktheaterproduktionen:
Ihre Arbeiten finden stets als Beziehungsaufbau zu den sie umgebenden Räumen und Situationen statt und basieren auf Aneignung verschiedenster Stile, Genres und Methoden. Les Trucs erscheinen in DIY-Strukturen, genauso wie in Kontexten der darstellenden und bildenden Künste. Kollaborationen brachte sie zusammen mit Choreograph*innen und Regisseur*innen, wie Meg Stuart, Philippe Quesne, Contact Gonzo, Schorsch Kamerun, Eisa Jocson, und vielen anderen. Les Trucs veröffentlichten Tonträger auf internationalen Labels wie Music Airport/ Tokyo, Fettkakao/ Wien, Staatsakt/ Berlin, Zeitstrafe / Hamburg.
Konzerttourneen führen sie quer durch Europa, Israel, Russland und Japan. Mit MMODEMM betreiben sie seit 2015 gemeinsam mit Benjamin Bascom ein Kassettenlabel für experimentelle, elektronische Tanzmusik.
In 2020 gründeten sie mit WHEEL OF FORTUNE ein weiteres Label, welches konzeptuelle Musik in Verbindung mit 3D-gedruckten Objekten veröffentlicht.
Benny Hofer:
Bam Bam - mechanical sequencing
Benny Hofers mechanischer Sequencer basiert auf einem simplen Loop-Prinzip. Er nutzt die stetige Umdrehung einer Achse, um ein elektronisches Schlagzeug und Synthesizer anzutreiben.
Die Möglichkeit, mit den Händen in die laufende Mechanik einzugreifenund somit die Rhythmik und den Sound zu gestalten und zu bearbeiten, ist der Spaß bei dieser Maschine - der Visualisierung und der mechanischen Umsetzung eines Drum Computers mit acht Spuren und 32 Anschlägen pro Umdrehung.
Ein Motor an einer Welle, allerlei Hebel, Knöpfe und Schalter in ständiger Bewegung ergeben ein halbautomatisches elektronisches life Setup inklusive Lightshow.
Bélaműhely (Budapest)
Heutzutage ist Musik nicht jedermanns Sache. Meistens ist sie die der Musiker. Bélaműhely findet: Musik soll allen gehören! Achtung, Ansteckungsgefahr! Mit Neugier auf Klang, wirklichem Zuhören und der Anstiftung, erwartbare Pfade zu verlassen, will die Gruppe jüngere und ältere Generationen, musikalisch gebildete und unausgebildete Klangfans erreichen. Seit 2007 baut die Gruppe mit den derzeitigen Mitgliedern Renáta Iszlai, Dániel Szász, Richárd Horváth, Bence Molnár, Dávid Szegő, Kornél Hencz und István Rimóczi Musikinstrumente aus recyceltem Abfall und stellen ihre (Neu-)Erfindungen wie die Fahrradtrommel, die Ghetto-Merimbula, der Sound-Burger, das Schlauch-Saxophon oder der Techno-Trog in experimentellen Formaten vor.
Die Beziehung steht hier im Mittelpunkt: Das Kennenlernen des Instruments während des Baus, das Verstehen der Klänge und deren Wirkung während des Spiels, das Entdecken und Entwickeln von Fähigkeiten in der Interaktion mit den entstandenen Gegenständen. Im Gegensatz zur traditionellen Musikausbildung basiert Bélaműhelys Ansatz nicht auf Talent, gutem Gehör oder Können, sondern auf Kreativität und der Kraft des menschlichen Schaffens. Bélaműhely ist eine Gruppe, die die Musik demokratisiert. Unter ihren Mitgliedern befinden sich hochqualifizierte Musiker und regelmäßig praktizierende Amateure, die mit musikalisch unausgebildeten Menschen zusammenarbeiten können, die nur von ihrem Interesse und ihrer Liebe zur Musik angetrieben werden.
Ioana Vreme-Moser:
Coquetta
Coquetta ist eine divenhafte Figur, geformt aus Weggeworfenem und Wiedergefundenem, zusammengehalten von einem unbändigen Zwang zur Selbstverschönerung. Schicht für Schicht entsteht sie durch eines der frühesten menschlichen Rituale, das Auftragen von Kosmetika. Hinter dem Spiegel eines Ambulanten Schönheitssalons wird ihr verhängnisvoller Charakter mehr und mehr hör- und sichtbar. Die Kosmetikmaschine verwandelt sich in ein üppig aussehendes, selbstgebautes elektronisches Modularinstrument.
Pinsel, Schwämme, Pads und chemische Substanzen (Cremes und farbige Kosmetika) werden in klangerzeugende Apparate verwandelt und in einem Crescendo auf das Gesicht aufgetragen. Befeuchten, schrubben, Wimpern biegen, Lidschatten auflegen, Puder auftragen, Lippenstift auftragen und andere Manöver werden in abrasive Klangtexturen verwandelt.
Die physische Erscheinung von Coquetta und das Verhalten des kosmetischen Synthesizers werden durch Substanzen und Steuerspannungen symbiotisch verändert, so dass sie endlich "schön" und doch irgendwie deformiert ist.
Steffi Weismann: UNCANNY MOTIONS
Uncanny Motions zeigen Wahrnehmung und Imagination, Zartheit und Zufall, die Magie des Moments und das Überwinden von Abgründen. Mit Konservendosen? Ja, mit Konservendosen. Die Funktion der Dinge und die Beziehungen zu ihnen entziehen und verschieben sich mit oder gegen ihre materiellen Eigenschaften und ändern ihre Zuschreibung als Alltagsgegenstand, Resonanzkörper, Mikrofon oder Lautsprecher, Medium oder Akteur. Das offene Ende klingt durch Schnüre, Dosen und die Hände des Publikums.
Die Berliner Klangkünstlerin Steffi Weismann präsentiert Uncanny Motions in verschiedenen ortspezifischen Fassungen. Funkmikrophone und bewegliche Bluetooth-Lautsprecher sind in der Szene unsichtbar und Teil des variablen Settings. Die Beschaffenheit des Bodens, die Größe und der Hall des Raumes, das vorhandene Mobiliar und die anwesenden Menschen nehmen einen entscheidenden Einfluss auf die Räumlichkeit und Präsenz der Klänge.
Atonor
Atonor klopfen klangstark an unsere vergessenen Türen im Kopf,
bis sie aufspringen und wir uns den unbegrenzten Möglichkeiten von Musik überhaupt bewusst werden. Dafür schöpfen sie aus einem schier unglaublichen Arsenal an Ideen, zünden ein Feuerwerk aus Fantasie, Ton, Licht und Performance.
Die einzigartigen Instrumente stammen aus der Schmiede des Klangkünstlers Erwin Stache. Einige sind alltägliche Gegenstände, die in bizarre Klangwelten einbrechen, andere völlig neuartige Konstruktionen. Atonor produziert damit elektronische Rhythmen, akustische Raffinessen und musikalische Experimente.
Das Leipziger Ensemble hangelt sich mit einem feinsinnigen Humor durch das Programm, welches zahlreiche Momente des Staunens entstehen lässt.
Pierre Bastien
Pierre Bastien ist, genaugenommen, nicht nur ein Musiker, sondern ein ganzes mechanisch-poetisches Orchester! Der 1953 geborene französische Künstler baut seine eigenen Maschinen, die Live-Trompetenklänge mit Leinwandprojektionen mechanischer Klangskulpturen verbinden. Beschrieben wird sein Werk als eines, “das sowohl futuristisch als auch leicht dadaistisch ist und in seiner überraschend sinnlichen Musik alte Traditionen beschwört”. Bastien wurde von The Guardian als "verrückter Musikwissenschaftler mit einer prominenten Anhängerschaft" bezeichnet. Durch seine Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Pierrick Sorin, dem Modedesigner Issey Miyake, dem Sänger und Komponisten Robert Wyatt und Aphex Twin (der drei seiner Alben auf seinem Label Rephlex veröffentlichte), um nur einige zu nennen, ist er einer der einflussreichsten experimentellen Musiker auf diesem Gebiet. 1986 gründete er sein eigenes Ein-Mann-Orchester Mecanium, mit dem er im Laufe der Jahre über 30 Platten aufnahm.
PFLANG
Melodie Melak: Plant matrix mixer
Brian Kiel: Noise Toaster
Das Duo Pflang lädt zu einem Tanz auf den Grenzen und Schnittfeldern von Technologie, Klang und Natur! Die Pflanzenwelt dient Mélodie Melak und Brian Kiel als Inspiration für ihre selbstgebauten Synthesizer, mit denen sie die verwobenen Beziehungen der getrennt scheinenden Welten bespielen: Der Matrix-Mixer-Synthesizer von Mélodie reagiert auf das Feedback von Pflanzen und übersetzt diese Signale in Klänge. Brians Noise Toaster verarbeitet Klänge und Signale durch Filter und Hüllkurven, um einen wogenden Teppich aus mechanischen Geräuschen und Pfeifen zu erzeugen.
Pflang ist ein gemeinschaftliches Abenteuer, bei dem der Synthesizer, die Pflanzen und die Künstler*innen sich gegenseitig durch klangliche Territorien führen. Pflanzen und Maschinen werden nicht nur bespielt, sondern zu kreativen Akteuren, denn Mélodie und Brian reagieren in Echtzeit auf die unerwarteten Ergebnisse dieser recht instabilen Anordnung. Jede ihrer Performances ist so eine einzigartige Reise, bei der das Publikum die Chance bekommt, das organisch-utopische Zusammenspiel von pflanzlichem Feedback und synthetischen Klängen zu bezeugen.
Alle Instrumente wurden von Brian Kiel gebaut, der Plant Matrix Mixer wurde von Melodie Melak entworfen.
BELTERSHIP
Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2024. Dies sind die Abenteuer der Beltership, die viele Lichtjahre von der Erde unterwegs ist, um fremde Welten zu entdecken, klanglich zu erkunden und atmosphärisch zu vermessen. Aus einem Sammelsurium von gefundenen, verworfenen und vergessenen Objekten wurde in minutiöser Kleinarbeit die Flotte elektroakustischer Instrumente und Klangkörper eigens gearbeitet, mit deren Hilfe nun in neue Galaxien vorgedrungen wird. Beltership steht erst ganz am Beginn einer Reise, die noch weit ins Unbekannte führen kann...